Düsseldorf Der Architekturfotograf Marcus Schwier hat die menschenleere Stadt in dieser außergewöhnlichen Zeit porträtiert. Seine Bilder versteht er auch als Dokumente der Zeitgeschichte.

Corona Krise Düsseldorf Altstadt
Altstadt Düsseldorf, Stillleben | Photo Marcus Schwier

So eine menschenleere Stadt sei ideal für jemanden wie ihn, sagt Marcus Schwier. Er ist Architekturfotograf und bewegt sich zurzeit mit Kamera und Stativ durch Düsseldorf. Und hält einen Zustand fest, den er so noch nie vor der Linse hatte. Ein Flughafen, durch den er alleine streift, da nur drei Flüge auf der Anzeigetafel stehen. Die Königsallee, auf der niemand mehr vor Gucci oder Louis Vuitton Schlange steht. Die Düsseldorfer Altstadt, in der alle Restaurants und Bars geschlossen sind, und niemand betrunken und grölend durch die Bolkerstraße läuft. „Städte sind für den Menschen gemacht, sie lebten von Aktivitäten und Angeboten. Im Moment hat sie, bis auf das Wohnen, keine Funktion mehr“, sagt er.

Beim Fotografieren mache Schwier sich auch immer Gedanken über das Objekt, über die Situation. Und nun sei es an der Zeit, Stadträume als urbanes Ensemble zu hinterfragen. Wenn er Außenräume – also Landschaften – fotografiert, versucht er, die Beziehung von Mensch und Natur mit einfließen zu lassen: „Mich interessiert, wie sich beides beeinflusst“, sagt er.

Räume haben ihn schon immer interessiert. Nach dem Studium der Architektur lernte er von 1993 bis 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ernst Kasper mit dem Schwerpunkt Fotografie. Nach seinem Abschluss war er viel unterwegs, reiste unter anderem nach Island, in die Vereinigten Staaten und nach Grönland.

„Ich habe auf allen Kontinenten fotografiert“, sagt er. Für seine Architekturaufnahmen in Metropolen auf der ganzen Welt ist er auch international bekannt.

Mit seinen „Stadtporträts“ ist er viel in Deutschland unterwegs. Städte wie Ravensburg und Fürth laden ihn ein, das Äußere, also vor allem die Architektur, und das Innere, die Menschen, mit dem Blick eines Fremden einzufangen. Anschließend werden die Fotografien in Kunstmuseen und Galerien ausgestellt. Auch für seine Heimatstadt Düsseldorf hat er ein Stadtporträt erstellt und dafür Fotografien der vergangenen 30 Jahre ausgestellt. Seine neuen Fotografien des irritierend menschenleeren Flughafens und der Alt- und Innenstadt seien eine Erweiterung dessen: „Mir ist es wichtig, die Stadt in diesem außergewöhnlichen Zustand festzuhalten“, sagt er.

Schließlich seien seine Fotografien immer auch ein Dokument ihrer jeweiligen Zeit. Die Menschen würden den Ist-Zustand oft einfach hinnehmen – wie ausverkauftes Klopapier, leere Gassen und Masken. Die seien nichts Besonderes mehr. „Wir müssen das festhalten, sonst vergessen wir, wie es wirklich war“, sagt Schwier. Beeinflusst ist er von den Traditionen Stanley Kubricks, der lange als Fotograf arbeitete, bevor er als Regisseur weltberühmt wurde. Kubrick sei immer ans technisch maximal Machbare gegangen, habe vieles ausprobiert und nach den Worten Schwiers so eine neue Bildästhetik geschaffen.

Bestes Beispiel sei der Film „Barry Lyndon“, der wohl ästhetischste Filme des Regisseurs. Die Innenaufnahmen wurden nämlich ausschließlich mit Kerzenlicht beleuchtet. Auch Schwier experimentiert viel, indem er beispielsweise ein neues Objektiv auf eine alte Kamera setzt oder Equipment nutzt, das nicht frei verkäuflich ist, Spezialkameras für Forensiker und Wissenschaftler zum Beispiel. Wie bei Kubrick sind auch seine Fotos nicht retuschiert oder bearbeitet, Nachbearbeitung findet er lästig: „Das ist für mich so wie der Abwasch, nachdem ich etwas Fantastisches gegessen habe“, sagt er. Deswegen stellt er seine Kamera so ein, dass seine Fotos aussehen, wie er sie sich vorstellt. Wichtig sei dabei auch das Ungestellte, Spontane: „Ich fotografiere das, was ich vorfinde“, sagt Marus Schwier. Eben auch ein unbelebtes Düsseldorf.

Band Seine Fotografien der Stadt hat Marcus Schwier in der Architektenkammer NRW und der Kunsthalle Düsseldorf ausgestellt und in einem Buch zusammengefasst: „Marcus Schwier: Düsseldorf“  zeigt  unter anderem das Rheinstadion und die Etablissements an der Rethelstraße. Das Buch ist erhältlich unter 
www.grupello.de.

Auszeichnung Für seine Aufnahmen erhielt er den Kunstpreis der DZ-Bank.

Infos zum  Fotografen auf seiner Homepage: 
www.marcusschwier.net

Quelle: Rheinische Post vom 19.04.2020

Text: Janina Esau

Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

Stadtmuseum Düsseldorf: 175 Jahre Verein der Düsseldorf Künstler 1844 | Zwischen Hungertuch und Kunstpalast

8.9.2019 – 5.1.2020

Berger Allee 2

40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten Di.- So. von 11.00-18.00 Uhr

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

Die Ausstellung 175 Jahre Verein der Düsseldorfer Künstler 1844 gibt einen Überblick über die lange Geschichte des Vereins und dessen Mitglieder. Marcus Schwier zeigt Schwarz-Weiss-Arbeiten vom Rheinstadion aus dem Jahr 2001.

NEUERSCHEINUNG | MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF

Vorwort: Markus Lehrmann

Einführung: Jule Schaffer

Mit 120 Fotos
144 Seiten, Broschur mit Fadenheftung, Format: 16 x 24 cm
ISBN 978-3-89978-304-9, Erscheinungsjahr: Juli 2018

Grupello Verlag

Grupello Verlag Neuerscheinung: Stadtportrait
Marcus Schwier: Düsseldorf

Marcus Schwier ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Photographen der Gegenwart. Er begann mit Architekturphotographie, bevor sich sein Interessenfeld auf Innen- und Außenräume, Landschaften und Urbanität weitete. Dieser Katalog aus Anlaß des neuen jährlichen Fotofestivals »Düsseldorf Foto« (16. bis 25. Februar 2018) beinhaltet ausschließlich Aufnahmen aus Düsseldorf, für die Marcus Schwier bereits einen Kunst preis der DZ-Bank (vormals DG-Bank mit einer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover erhielt. In dem Band werden jedoch auch noch nie gezeigte alte und neue Aufnahmen veröffentlicht.

Eine Stadt ist ein lebender Organismus, der einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Oftmals geschieht dieser – wie beim Menschen auch – kaum merklich. Und erst, wenn man mit einigen Jahren Abstand erneut zusammentrifft, treten Unterschiede zu früheren Altersstufen deutlich hervor.

Für Marcus Schwier bilden die räumliche Verortung, das Ortspezifische, Heimat und Zugehörigkeit konstitutive Komponenten seiner Arbeit. Die Reduktion auf das Wesentliche kennzeichnet immer wieder auch die Serien, die Marcus Schwier in seiner Geburtsstadt Düsseldorf angefertigt hat – und die er thematisch oftmals an anderen Orten fortführt.

„Marcus Schwier: DÜSSELDORF“ zeigt in der fotokünstlerischen Umsetzung wichtige Entwicklungsschritte der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Die Bilder künden in gleicher Weise vom Verschwinden (Studienhaus, Rheinstadion) wie vom Werden. Sie zeigen Momentaufnahmen des urbanen Wandels einer Großstadt, die zugleich Zeitreise und in der Zusammenschau auch ein historischer Zeitraffer sind. Zu erleben ist das Kaleidoskop einer Stadt.

 

MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF bei Duesseldorf Photo

Architektenkammer NRW, Haus der Architekten

17. Februar 2018 bis 30. April 2018

Zollhof 1  | 40221 Düsseldorf

Künstlergespräche:

Dienstag 20.02.2018 um 18.00 Uhr

Dienstag 10.04.2018 um 18.00 Uhr

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

 

Vom 16.02. – 25.02.2018 findet erstmals Duesseldorf Photo statt. An dem neuen Festival unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Geisel sind neben dem veranstaltenden NRW-Forum u.a. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K21, die Düsseldorfer Kunstakademie, KAI10, Haus der Architekten beteiligt. Das Event ist bereits als einer der größten Fotofestival Deutschlands angekündigt. Marcus Schwier zeigt hier aus seiner Serie von Stadtportraits: MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF

Eine Stadt ist ein lebender Organismus, der einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Oftmals geschieht dieser – wie beim Menschen auch – kaum merklich. Und erst, wenn man mit einigen Jahren Abstand erneut zusammentrifft, treten Unterschiede zu früheren Altersstufen deutlich hervor.

Der Fotokünstler Marcus Schwier, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, ist bekannt für seine Architekturaufnahmen in Metropolen auf der ganzen Welt. Seine Werke sind regelmäßig in Ausstellungen und Architekturfachzeitschriften zu sehen. Die Verortung, das Ortspezifische, Heimat und Zugehörigkeit sind für Schwier neben dem Raum konstitutive Komponenten seiner Arbeit. Die Reduktion auf das Wesentliche kennzeichnet immer wieder auch die Serien, die Marcus Schwier in seiner Geburtsstadt Düsseldorf angefertigt hat – und die er thematisch oftmals an anderen Orten fortführt.

In seiner Ausstellung MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF stellt der Künstler Fotoreihen zusammen, die – in der Rückschau – wichtige Entwicklungsschritte der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zeigen. Zugleich präsentiert Marcus Schwier neue Werke, die eigens für die Ausstellung im Haus der Architekten entstanden sind. Die Bilder künden in gleicher Weise vom Verschwinden (Studienhaus, Rheinstadion) wie vom Werden. Sie zeigen Momentaufnahmen des urbanen Wandels einer Großstadt, die zugleich Zeitreise und in der Zusammenschau Zeitraffer sind. Zu sehen ist das Kaleidoskop einer Stadt.

Die Rheinische Post berichtet am 20.02.2018 | Lothar Schröder

Das also ist unsere Stadt Düsseldorf. Die Schau von Marcus Schwier in der Architektenkammer ist ein spannendes, irritierendes, unvollkommenes Porträt von Düsseldorf.

Diese Fotos sei nicht mit Hilfe einer Drohne entstanden, so Marcus Schwier. Unaufgefordert sagt er das. Weil bei extremen Vogelperspektive heute jeder gleich an diese surrenden Fluggeräte denkt. Wie aber sonst gerieten die Sonnenhungrigen auf den Rheinwiesen Düsseldorfs in das waghalsige senkrechte Blickfeld des Fotografen? Ganz einfach (oder eben auch nicht so einfach): Mit der Hilfe eines zehn Meter messenden Hochstativs. Eigentlich wollte Schwier Liegende nur eine Woche porträtieren. Dann ist daraus ein ganzer Sommer geworden, der Sommer 2010, in dem die Serie „roundabout straight ahead“ entstand.

Diese Bilder, auf kleinen Podesten ruhend und darum praktisch auf dem Boden liegend, sind das Entrée zur neuen Ausstellung, die ganz einfach so heißt, wie das, was sie zeigt: „Düsseldorf“. Dass die Architektenkammer NRW im Medienhafen eigentlich nicht als Ausstellungshaus konzipiert ist, wird diesmal zum Glücksfall. Denn die hohe, über vier Stockwerke reichende Betonwand im Atrium erweist sich als grandiose Präsentationsfläche. Mit Hilfe von Fassadenkletterern hat Schwier eine gelungene Komposition gefunden: am Boden die Rheinwiesen-Lieger, dann zwei mächtige Bilder des alten Rheinstadions von 2001. Natürlich ist die weite Arena-Schüssel imposant. Der besondere Effekt aber entsteht durch den Infrarot-Film. Ein gleißendes Licht flutet die Arena, und obwohl diese menschenleer ist, scheint der Glanz einstiger Erfolge sichtbar zu werden. An diesem leeren Ort wurde gefeiert und gelitten, gejubelt und getrauert. Noch einmal erinnert dieser Glanz an eine große Vergangenheit, und kündet doch von einer endlichen Zukunft. Wer will, kann in diesen Bildern so etwas wie eine existenzielle Einsamkeit erfahren.

Der Treppengang durchs Haus wird zu einem Weg aufs Dach der Stadt – bis schließlich vom Dreischeibenhaus Blicke auf die Innenstadt fallen, ins dunstige Licht und auf eine Bebauung, die diffus am Horizont im Nichts endet. Eine markante Hochhausbebauung scheint zu fehlen. Stattdessen sieht man den Tausenfüßler da unten, der sich wie eine elegante Schlange seinen Weg zwischen den Häusern zu suchen scheint.

Die Fotos sind über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten entstanden. Sowohl für eine vitale Stadt als auch für die Entwicklung der Fotografie und unserer Wahrnehmung sind das Welten. Alles ist im Wandel, viel in Bewegung. Erinnerung an das, was man Beständigkeit nennen könnte, sind die Fenster-Bilder von Schloss Benrath, die den Besucher auf jeden Treppenabsatz begrüßen. Fast wie ein Gemälde, ein wenig Klassik. Ein zeitloser Trost.

Marcus Schwier ist für diese künstlerische Dokumentation der Stadt ein vielfach Prädestinierter: Er ist 1964 in Düsseldorf geboren, hat dort zunächst Architektur und schließlich bei Ernst Kasper und Erwin Heerich auch an der Kunstakademie studiert. Er bringt neben der Vertrautheit zur Stadt also zwei wichtige Eigenschaften mit: den Blick für die Bedeutung eines Bauwerks und die Freiheit, darin mehr zu sehen als Architektur.

Die Liegenden auf den Rheinwiesen wirken da wie Fremdkörper – aber nur auf den ersten Blick. Denn irgendwann erkennt man, wie geometrisch die verschiedenen Decken zueinander liegen, welche Anordnungen auf den Liegewiesen oft gestaltet werden. Wie Grundrisse von Wohnungen sieht das aus, so Schwier. Dort die Alten, da die Kinder, daneben die Verpflegungstaschen undsoweiter. Die Architektur der Stadt findet sich überall dort, wohin man sieht. Vielleicht, weil wir nach Strukturen suchen und streben. Marcus Schwier hat für uns ungewöhnliche und unerwartete entdeckt.

Wer darum nicht diese sehr ans Herz gelegte Foto-Ausstellung besucht, muss krank, im Urlaub oder Kölner sein.

 

 

Tour de France

Datacolor Friend with Vision Marcus Schwier mittendrin statt außen vor – hautnah

 Der Grand Départ der diesjährigen Tour de France Ende Juni in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf war ein Großereignis der besonderen Art. 30 Jahre nach dem letzten Tourstart im damals noch geteilten Berlin 1987 begann das größte Fahrradrennen der Welt wieder in Deutschland.

Unser Friend with Vision Marcus Schwier hatte als Düsseldorfer Fotograf die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und verschiedene Stationen fotografiert. Dabei hat er als Künstler der besonderen Atmosphäre seinen Tribut gezollt, indem er sie auch auf eine ganz besondere Art fotografisch festgehalten hat.

Ganz im Stil der alten Meister und entgegen des sonst für die Sportfotografie so typischen Einsatzes von extrem langen Telebrennweiten, entschied er sich bewusst für eine kurze Brennweite. Wie sagte schon Robert Capa, Mitbegründer der Agentur Magnum: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“

Nah genug dran war Marcus auf alle Fälle und so konnte er Vorbereitung, Montage und Paddock fotografisch begleiten. Er hatte bis hin zum Einfahren und dem Start der Tour uneingeschränkten Zutritt hinter die Kulissen.

Unprätentiös unterwegs mit seinem 50mm Normalobjektiv, damit er die Rennatmosphäre der Tour de France so darstellen konnte wie man sie selbst sehen und erleben würde, legte Marcus großen Wert auf das „Normale“.

Für seine intuitive Fotografie verwendet er eine Messsucherkamera. Bei seinen Aufnahmen wird nichts gestellt, nichts wird wiederholt und es ertönt keine Stimme aus dem Off. Stattdessen steht er immer mittendrin und wartet auf den richtigen Augenblick. Diese Kameraart hat den Vorteil, dass das Sucherbild einen Rahmen hat und so sieht der Fotograf eben auch jederzeit genau, was außerhalb der eingerahmten Aufnahme passiert und kann entsprechend antizipieren.

Marcus Schwier ermöglicht uns auf diesem Wege einen Blick auf die Tour de France, die in diesem Falle alles andere als „normal“ ist. Seine Fotografien werden schon direkt schwarz-weiß erstellt. „Schwarz-Weiß-Fotografie ist demokratisierend“, so Schwier. „Damit schaut nicht jeder gleich auf das gelbe Trikot, sondern lässt sich auf Formen, Bildaufbau und die herrschende Atmosphäre ein.“ Bildausschnitte, Helligkeit und Kontraste – neben der Entscheidung für schwarz-weiß – sind somit schon der bei der Aufnahme festgelegt und werden nicht, wie sonst durchaus üblich, in der Bildbearbeitung im Nachgang determiniert. Feinheiten werden, wie früher in der Dunkelkammer üblich, angepasst.

Dabei sind zahlreiche Bilder entstanden, die wir euch nicht vorenthalten möchten – mittendrin statt außen vor – hautnah.

Marcus widmete sich als erstes den Schraubern, die in ihren Montagebussen vor den erstklassigen Hotels, in denen sich die Sportler aufhielten, über ganz Düsseldorf verteilt waren – von der Innenstadt bis hin zum Flughafen. So hatte er einiges an Strecke zurückzulegen. Mit dem Radsport verbindet Marcus ohnehin einiges, kaufte er sich doch sein erstes Rennrad, für das er die ganzen Sommerferien hindurch arbeitete, im Alter von 16 Jahren. Heute steht sein Keller voller Räder und in seiner Freizeit schraubt Marcus immer mal wieder an ihnen herum – daher vielleicht auch die Affinität zu den Schraubern der Tour de France?!

Als nächstes ging es für Marcus thematisch ans Zeitfahren. Die Fahrer, meist mit Kopfhörern in den Ohren, waren hoch konzentriert und völlig in sich gekehrt.

Marcus’ Aufnahmen sind eine Mischung aus Gesamtansichten und Details, wie auch die folgenden Aufnahmen aus der Start-Box. Die Seitenansicht des Fahrerbeins lässt schon erahnen welche Kraft in ihnen steckt. Tatsächlich erlebte Marcus aus nächster Nähe wie hoch der Antrieb tatsächlich war, denn das Hinterrad drehte bei den feuchten Straßenbedingungen durch.

Auch in diesen Bildern zeigt sich wieder die Reduktion aufs Wesentliche, die Marcus Arbeit, unabhängig vom jeweiligen Sujet, auszeichnet. Seine Fotografie ist dabei dokumentarischer Natur, aber es wirkt dennoch fast so, als wäre alles detailliert arrangiert worden.

Entsprechend seiner Bildidee wählt er sein Material im Voraus aus und bei Aufnahmen wie diesen ist es besonders wichtig, sich möglichst unauffällig zu verhalten und den Rennablauf nicht zu stören. Hierbei ist geräuscharmes Equipment hilfreich. Sein 50mm Objektiv hatte er demnach von Anfang an montiert, er führte zur Sicherheit als Ergänzung aber zwei weitere Objektive und eine zusätzliche Kamera mit – schließlich benötigt man einen Plan B für den Fall, dass die ursprüngliche Bildidee vor Ort nicht so umsetzbar ist wie gedacht. Man muss also reagieren können, beispielsweise weil man erst on location erkennt, dass man doch mehr tele- oder weitwinkelartige Aufnahmen benötigt. Marcus war also mit leichtem Zusatzgepäck unterwegs, was sich bei den Menschenmassen, die die Tour de France als Zuschauer erleben wollten, als überaus praktisch erwies. Seine ursprüngliche Bildidee war wie gedacht realisierbar, so dass sein zusätzliches Equipment in der Tasche bleiben durfte.

Weiter ging es zum Zieleinlauf des Zeitfahrens.. Die anwesenden Fotografen standen mit ihren langen Brennweiten an den ihnen zugewiesenen Plätzen und haben die typischen Sportfotografieaufnahmen gemacht. Somit entschied unser Friend with Vision sich dafür, den Fahrer zwischen Fotografenmeute und Zuschauern einzurahmen. Die gesamte Atmosphäre in Düsseldorf, geprägt durch ein sehr gemischtes, internationales Publikum, war etwas ganz besonders.

Zu guter Letzt dokumentierte er den Massenstart zum Rennen nach Lüttich über 202 km. Auch hier wählte er wieder eine ungewöhnliche Perspektive inmitten der Fahrer:

Als sich die Fahrermassen aus der Landeshauptstadt bewegt hatten und mit ihnen auch die durchweg französischen Ordner Düsseldorf verließen, erstarb das stets freundliche „Bonjour“ des Tour de France Teams auf den Straßen und der Hauch Frankreichs, der für wenige Tage am Rhein herrschte, verflüchtigte sich wieder.

Auf die Frage hin, wo er thematisch im Rahmen der Tour de France noch fotografische Herausforderungen sieht, antwortet Marcus: “Porträts finde ich noch ganz spannend. Viele andere Fotos scheinen austauschbar oder sind medial bereits bestens aufbereitet. „Zuschauer sind interessant für mich und natürlich auch Porträts der Fahrer beim Zieleinlauf, aber gerade letzteres ist nicht ganz einfach zu organisieren.“

Wer weiß?! Marcus liebt ja die Herausforderung und vielleicht begeistert er uns demnächst mit ungewöhnlichen Porträtaufnahmen vom Rande der Tour…

Wer dem Rausch der Tour de France verfallen ist und, vielleicht sogar, inspiriert durch Marcus Schwiers Bilder, ungewöhnliche Perspektiven des Radsports liebt, hat noch bis zum 30. Juli die Gelegenheit, die Ausstellung „MYTHOS TOUR DE FRANCE“ des NRW Forum Düsseldorf anzusehen: https://www.nrw-forum.de/ausstellungen/mythos-tour-de-france

Über Marcus Schwier:

Marcus Schwier zählt zu einem der renommiertesten Architekturfotografen. Neben diesem weiten Feld beschäftigt er sich thematisch auch immer wieder mit anderen fotografischen Genres. Seine Arbeiten werden in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, seine Architekturfotos werden kontinuierlich in Magazinen veröffentlicht. Allein dieses Jahr stellte er zum Duesseldorf Photo Weekend sowie im Anschluss in Schloss Benrath aus. Zudem waren Marcus’ Werke im Kunstmuseum Singen und in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen (zusammen mit Gerhard Richter, Andy Warhol etc.) zu sehen. Über weitere Ausstellungen halten wir euch auf dem Laufenden. Mehr über Marcus Schwier: http://marcusschwier.net oder www.original-photos.de

 

Tour de France

Datacolor’s Friend with Vision right in the middle of it all – close up and personal

The Grand Départ of this year’s Tour de France in Düsseldorf (North Rhine-Westphalia, Germany) at the end of June was a very special happening. 30 years after the last start in Berlin 1987, which was back then a city still parted by the Berlin wall, the worlds biggest bicycle race got started in Germany again.

Our Friend with Vision, Marcus Schwier, a professional photographer based in Düsseldorf, had the chance to take a look behind the scenes. Being an artist, he paid tribute to the special atmosphere by choosing a very special way of photographing it.

Reminiscent of the old masters of photography and on contrary to the typical use of long telephoto lenses usually used for sports photography, Marcus picked a wide-angle lens on purpose. Like Robert Capa, co-founder of Magnum, once said: „If your pictures aren’t good enough, you weren’t close enough“

And close enough he was. Marcus was able to take pictures of preparations, mounting and paddock. Even until the running-in and the start of the Tour he was able to move around freely behind the scenes.

Being around with his 50mm lens unpretentiously, he wanted to be able to capture the racing atmosphere of Tour de France in a way anybody would be able to see and experience it – his focus was on capturing what’s „normal“.

For his intuitive way of photography he used a rangefinder camera. For his images nothing was previously set-up, nothing was being repeated and nobody gave instructions. Instead, he was right in the middle of things, waiting for the perfect moment. Using this kind of camera offers the advantage of having a frame for the viewfinder. This way, the photographer is able to see what’s happening around him while framing the scene, which allows for anticipation of what will be happening next.

This is why Marcus Schwier allows us to take a look at Tour de France that isn’t what you’d usually get to see. His photographs were taken in black and white right from the beginning. „Black & White Photography is democratizing“, says Marcus. „This way you’re not looking at the yellow jersey immediately, but are open to letting form, image layout and the overall atmosphere sink in.“ Image crops, brightness and contrasts as well as the decision to go for black & white images were determined before taking the image and were not chosen during the process of editing the images afterwards. Fine-tuning is the only thing happening in the darkroom, just the way it used to be done.

The results are several images we’d like to show you as they convey the feeling of being right in the middle of things.

First, Marcus paid attention to the mechanics in their workshop busses in front of all the first class hotels the cyclists stayed at all over Düsseldorf, from the city center right to the airport. This resulted in lots of mileage for Marcus. He’s pretty entangled with cycling anyway, as he bought his first racing bike at the age of 16, paying it with everything he earned during a summer job while he was still in school. Today, his basement is full of bikes and he likes working on them in his spare time – this might well be the reason for his affinity to the mechanics of Tour de France.

Then Marcus worked on the topic of time trials. The cyclists, most of the time equipped with headsets, were highly focused and self-absorbed while listening to music.

The images Marcus created are a mixture of overviews and details, much like the following images from the starting box. The side-view of the cyclists’ leg gives an impression of the power they contain. Marcus was able to witness their impulse as the wet streets caused an incredible back wheel spin.

These images also show a reduction to the essentials that are typical for Marcus, no matter the subject he works on. His photography is documentary, but at the same time leaves the impression everything has been set-up and pre-arranged.

He chooses his material up front in accordance with his idea of the image. For images like these it’s extremely important to act unobtrusively and not to disturb the course of the race. Low-noise photo equipment is very helpful. His 50mm lens was mounted from the beginning to the end, but just for his own peace of mind he had two other lenses with him, as well as a backup camera. You just need a plan B in case your original ideas of taking the images wouldn’t work out for numerous reasons. One has to be able to react, in case you only notice on location that wide angle shots don’t work out. Overall, Marcus was carrying only some extra equipment, which turned out to be the right choice as there were loads of people wanting to view the Tour de France as spectators. Luckily he was able to realize his idea of wide-angle images, so his extra equipment remained untouched.

Marcus then focused on the race towards finish line. The other photographers were using long telephoto lenses, stood where they were told to stand and took the obvious sports images. That’s when Marcus decided to frame the cyclists in between the pack of photographers and the spectators. The vibe in Düsseldorf was something very special due to the public from all over the world.

Last but not least, Marcus captured the mass start of the 202 km long race to Liège, Belgium. Again, he chose an unusual perspective right in between the cyclists:

When the cyclists had left Düsseldorf as well as all the French security members, there was no friendly “Bonjour” to be heard in the city anymore, no more “touch of France” to be felt, which the Tour de France had brought to Düsseldorf temporarily.

Being asked where he still sees photographically challenging topics in regard to the Tour de France he replies: „Portraits are tempting to me. Other images seem to be replaceable and already well processed by the media. Spectators are interesting and also portraits of cyclists crossing the finish line, with the latter being particularly hard to organize.”

Who knows?! Marcus loves a challenge and might thrill us with unconventional portrait images from the tour in future.

If you’re enchanted by Tour de France, inspired by Marcus Schwier’s images or just love uncommon perspectives of cycling, you still have the chance to visit the exhibition „MYTHOS TOUR DE FRANCE“ at NRW Forum in Düsseldorf until July 30th: https://www.nrw-forum.de/en/exhibitions/mythos-tour-de-france

About Marcus Schwier:

Marcus Schwier is a renowned architectural photographer. Next to architecture he focuses on other photographic genres as well. His work is being published in national and international exhibitions, his architecture images are constantly being published in magazines. This year he already exhibited his images during the Duesseldorf Photo Weekend and at Schloss Benrath. His work was also displayed at the Museum of Art in Singen and at the Ludwig gallery at Oberhausen Castle (in an exhibition with images of Gerhard Richter, Andy Warhol and others). We’ll keep you posted about other exhibitions. More about Marcus Schwier: http://marcusschwier.net or www.original-photos.de

Duesseldorf Photo Weekend, 3. – 5. Februar 2017.

Beteiligt sind bei der 6.Edition über 50 Galerien Galerien, Museen, Institutionen. Nach dem großen Erfolg der letzten Jahre ist das Duesseldorf Photo Weekend zu einem beliebten Bestandteil der Kunst- und Kulturszene Düsseldorfs geworden und findet auch international viel Beachtung.

Duesseldorf Photo WeekendDuesseldorf Photo Weekend

Marcus Schwier. Photography

Schloss Benrath

5. Februar bis 12. März 2017

Ausstellungseröffnung: Samstag, 4. Februar 2017, 15.00 Uhr

Die Stiftung Schloss und Park Benrath präsentiert fünf Werkkomplexe des Düsseldorfer Fotografen Marcus Schwier. Das mittlerweile umfangreiche und facettenreiche Werk Schwiers besteht aus mehr oder weniger in sich abgeschlossenen Serien aus den größeren Bereichen Architektur-, People- und Landschaftsfotografie. Innerhalb der einzelnen Themenblöcke widmet sich eine Serie u.a. Nachtaufnahmen aus nord- und südamerikanischen Städten (NIGHTSHOTS), in der die raumbildende Wirkung von Licht zum Thema gemacht wird. Die künstliche Beleuchtung hinterlässt zudem oft den Eindruck einer künstlichen Einrichtung als verwaister Drehort oder Bühne.

In der Serie GREENHOUSE / AGRICULTURE wird die menschliche Hervorbringung von heutiger Natur thematisiert. Das Gewächshaus, aus dem ein großer Teil unserer Lebensmittel stammen, stellt dabei eine Art Leitbild dar. Die Industrialisierung der Landwirtschaft ist heute derart flächendeckend, dass von natürlichen saisonalen Prozessen fast schon keine Rede mehr sein kann. Zugleich vermitteln die Fotografien einen anschaulichen Eindruck von den menschlichen Ordnungsvorstellungen gegenüber der Natur.

Während die Arbeiten unter dem Titel ROUNDABOUT & STRAIGHT AHEAD mit dem Langstativ entstanden und aus dieser zunächst fremd wirkenden Perspektive überraschende wie heitere Blicke auf sich sonnende Menschen freigeben, widmet sich CTRL-Space aus ähnlicher Perspektive einem ernsten Thema. Die Stativhöhe verweist nun auf die mittlerweile allgegenwärtigen Videokameras und thematisiert damit fotografisch das mittels Überwachungstechnik generierte Bild der Welt.

Schließlich beschäftigen sich die INTERIEURS mit der fotografischen Abwicklung komplexer Bauwerke der Moderne. Zuweilen vollziehen die Serien einen Gang durch Gebäude nach und spiegeln damit die architektonische Dynamik der Räume in der fotografischen Bewegung durch Architektur.

Homebase. Das Interieur in der Gegenwartskunst

Eröffnung: Donnerstag 7. April 2016

Kai 10, Arthena Foundation

Kaistrasse 10

40221 Düsseldorf

 

Das Museums Fernsehen hat die Ausstellung in einem Film festgehalten.

 

Künstler:
Laurenz Berges, Franz Burkhardt, Franziska Gomez, Patricia Lambertus, Zilla Leutenegger, Marjetica Potrc, Jörg Sasse, Gregor Schneider, Marcus Schwier, Taryn Simon, Eric Steinbrecher, Susa Templin, Claudia Wieser
Das Kai 10 öffnet auch während der Nacht der Museen am 9. April 2016 von 9.00 – 2.00 Uhr zusammen mit insgesamt 35 Kultureinrichtungen. www.nacht-der-museen.de

WIM WENDERS – LANDSCHAFTEN. PHOTOGRAPHIEN

Arbeiten von Wim Wenders sind vom 18.04.2015 bis 16.08.2015  im Museum Kunstpalast, Düsseldorf zu sehen.

WIM WENDERS Landschaften. PhotographienWIM WENDERS Landschaften. PhotographienWIM WENDERS Landschaften. PhotographienWIM WENDERS Landschaften. Photographien

Photos: Marcus Schwier

Wim Wenders (geb. 1945) ist vor allem durch seine Filme bekannt geworden. Doch die andere Hälfte seines Lebens ist die photographische Arbeit. Anlässlich seines 70. Geburtstages werden im Museum Kunstpalast 80 großformatige Photographien gezeigt. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Schirmer / Mosel Verlag.

Wim Wenders studierte Medizin und Philosophie bevor er 1966 nach Paris ging um dort Malerei zu studieren.Dort begann er über Film als Fortführung der Malerei mit anderen Mitteln nachzudenken. 1967 begann seine Laufbahn als Filmemacher in München. Ausgangspunkt für ein eigenständiges Werk als Photograph war die Serie „Written In The West“, die während der Vorbereitungen für seinen Film Paris, Texas entstanden. Seit 1986 sind Wenders Photographien in Museen und Galerien ausgestellt: Centre Pompidou, Paris 1986; Museum Hamburger Bahnhof 2001; Shanghai Museum of Art 2004; Deichtorhallen Hamburg (Auswahl)

 

Rathaus Adieu
Rathaus Ratingen Foto: Marcus Schwier

Nach den großen Erfolgen der ersten beiden Duesseldorf Photo Weekends 2012 und 2013 findet diese Veranstaltung vom Freitag, 31. Januar bis Sonntag, dem 2. Februar 2014 zum dritten Mal statt. Zahlreiche Galerien, Museen und Institutionen aus der Düsseldorfer Kunst- und Fotografie-Szene öffnen ein Wochenende lang ihre Türen und zeigen Ausstellungen und organisieren Veranstaltungen zum Thema Fotografie. Erstmalig nimmt auch das Museum Ratingen teil.

„Marcus Schwier: Rathaus – Adieu!“

25. Januar – 04. Mai 2014

Sämtliche Ausstellungsorte finden Sie hier: www.duesseldorfphotoweekend.de

Die DBZ – Deutsche BauZeitung – veröffentlicht in ihrer Januar Ausgabe 2014 auf der Titelseite ein Foto meiner aktuellen Serie:

2014_01_DBZ_Titelseite

… und hier die Originalaufnahme:

Titelphoto Deutsche BauZeitung
Marcus Schwier DBZ 01 2014