Thomas Ruff stellt in der Kunsthalle Düsseldorf vom 20. September 2014 bis zum 11. Januar 2015 Arbeiten mit dem Titel „Lichten“ aus. Gezeigt werden Arbeiten der vergangenen 35 Jahren aus fünf Werkgruppen, die von den späten 1970er Jahren bis heute, von semidokumentarischen bis zu postdigitalen Strategien und vom Umgang mit natürlichem bis zum virtuellen Licht reichen.

Werkgruppen in der Kunsthalle von Thomas Ruff:

„phg“ (ab 2012) virtuelle Simulation des Fotogramms

„Negative“ (ab 2014)

„Sterne“ (1998-1992)

„Nächte“ (1992-1996)

„Interieurs“ (1979-1883)

Thomas Ruff Portraits
Thomas Ruff Portraits
Photo: Marcus Schwier

Die Serie „Portraits“ wurde nicht ausgestellt, weil keiner danach gefragt hat, sagte Thomas Ruff.

Statt un­se­re all­täg­li­che Wirk­lich­keit zu fo­to­gra­fie­ren, kon­zen­triert sich Ruff auf das Ab­bil­den der fo­to­gra­fi­schen Wirk­lich­keit. Sei­ne Ar­beits­wei­se ba­siert auf der Me­tho­de so­ge­nann­ter „For­scher-Künst­ler“. In je­der sei­ner Se­ri­en nutzt Ruff das Me­di­um Fo­to­gra­fie als In­stru­ment ei­ner sys­te­ma­ti­schen Ana­ly­se, mit de­ren Hil­fe ge­sell­schaft­li­che, po­li­ti­sche und äs­the­ti­sche As­pek­te der Bild­pro­duk­ti­on und da­mit auch die Ge­schich­te der Mo­der­ne un­ter­sucht wer­den. Die längst nicht end­gül­tig ge­klär­te Fra­ge nach dem We­sen des Lichts wird im Sin­ne ei­nes Leit­mo­tivs der Aus­stel­lung kon­kre­ti­siert. In je­der Se­rie über­nimmt das Licht ei­ne an­de­re Auf­ga­be.

Quelle: Kunsthalle Düsseldorf

Joachim Gauck neben Marcus Schwier: Im Kreistagssaal Friedrichshafen hängen Photographien von Marcus Schwier aus der Sammlung des Bodenseekreises neben einem Photo von Joachim Gauck.

Mit seiner Bilderserie „Intérieurs“ variiert Marcus Schwier das Motiv der Innenräume von barocken Schlössern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sein virtuoser Kamerablick zeigt historische Empfangssäle, Prunkzimmer und edle Privatgemächer: Atemberaubende Perspektiven formen Vorgefundenes zum Tableau und ermöglichen eine simultane Wahrnehmung der Raumdetails. Licht und Schatten sind die eigentlichen Akteure, die diese Bilder einer im Augenblick eingefrorenen Gegenwart beleben. Sie zeugen in ihrem Stillstand vom heimlich offenbarten Spiel des Werdens und Vergehens einer Vergangenheit, in die uns die Innenräume der Schlösser entführen.

Gauck neben Schwier
Gauck neben Schwier

Der Bildband zu dieser Serie ist im Kerber Verlag erschienen: ISBN 978-3-86678-601-1

Feine Details für die Ewigkeit.

Die Vielfalt und Individualität der Schlösser rund um den Bodensee erschlägt den flüchtigen Blick ihrer Besucher förmlich, mit allen Sinnen nehmen sie ihr Umfeld wahr. Den visuellen Eindruck konserviert Marcus Schwier mit vielen Details und dem einfühlsamen Blick des Fotografen.

– Intérieurs ist der Titel der Ausstellung und des gleichnamigen Buchs, unter dem Fotograf Marcus Schwier die Schlösser der Bodenseeregion fasst. Mit seinen Aufnahmen verlässt er die gewohnten Blicke der Schlossbesucher und zeigt neben barocken Prunkzimmern und edlen Privatgemächern auch die Restaurationsarbeiten und das tägliche Treiben in den historischen Gebäuden. Gleichzeitig schafft er durch die fotografische Augenhöhe beim Betrachter ein Gefühl, als würde er selbst in den Raum eintreten. Die Bildserie ist mit einer Alpa-Fachkamera und Rückteilen von Phase One (60 MP) und Leaf (33 MP) entstanden. Schwier greift für dieses Projekt bewusst zur Fachkamera, um den gestalterischen Aspekt voll auszuschöpfen. Die extreme Auflösung und die Details kommen vor allem Kunden zugute, die große Abzüge benötigen. Doch selbst im kleinen Maßstab weist die Alpa mit den digitalen Rückteilen eine deutlich größere Klarheit auf als etwa eine Kleinbild-DSLR. Obwohl sich die 33 MP des Leaf-Backs in der Anzahl der lichtempfindlichen Elemente kaum von den hochauflösenden Canon-, Nikon- oder Sony-Kameras unterscheiden, macht letztlich die physikalische Sensorgröße den Unterschied. Ein weiterer technischer Aspekt für die Fachkamera ist die Wahl der Objektive: Schwier arbeitet für Intérieurs mit den Schneider- Kreuznach Apo-Digitar 5,6/35 mm XL und 5,6/72 mm L. Neben der optischen Leistung der für digitale Rückteile gerechneten Fachkameraobjektive bieten sie außerdem den Vorteil eines symmetrischen Aufbaus, der bei SLR-Objektiven aufgrund des Spiegelkastens und der damit verbundenen geringeren Einbautiefe nicht möglich ist. Bei den Schneider-Kreuznach-Linsen ist eine softwareseitige Korrektur nicht erforderlich, grundsätzlich bietet Alpa aber diese Möglichkeit an. Je nachdem, welches Rückteil Schwier an der Alpa montiert hat, bilden die Objektive kleinbildäquivalente ca. 25 mm und 50 mm (Leaf Aptus 75) beziehungsweise ca. 22 mm und 46 mm (Phase One P65) ab, also den Weitwinkel- und Standardbereich. Die Aufnahmen für Intérieurs sind alle mit Empfindlichkeiten zwischen ISO 50 und 100 und Blende f/11 entstanden. Die Belichtungszeit richtet sich nach dem jeweils vorhandenen Licht, überschreitet aber nie den Wert von 30 s. Dank der Möglichkeit des extrem feinen Shiftens bleiben die Aufnahmen frei von stürzenden Linien. Die Objektive bilden extrem scharf ab, bedingt durch die räumliche Tiefe der Motive und die Größe des Sensors wird die räumliche Staffelung jedoch in einer leichten Unschärfe sichtbar. Klar überlegen ist die Fachkamera – und hier besonders die handliche Alpa – bei der Bildgestaltung. Während man laut Schwier den Bildausschnitt bei minimalen Shiftveränderungen im Kleinbildsucher nur erahnen könne, liefert die Fachkamera ein präzises Bild und erlaubt so eine exaktere Bildgestaltung. Im Vergleich zu anderen Mittel- und Großformat-Systemen, an die statt der Filmkassette ein digitales Rückteil adaptiert werden kann, zeichne sich die Alpa zudem durch ihre hervorragende Präzision aus. Die Datenmengen sind gigantisch, sie werden je nach Projekt und Kundenwunsch reduziert. _ tfh

Marcus Schwier hat Architektur und Kunst studiert, seit 1994 arbeitet er projektbezogen als freier Fotograf. Seit 1995 legt er den Schwerpunkt seines Schaffens auf die Architektur- und Landschaftsfotografie und arbeitet vermehrt mit Großformatkameras sowie einer „camera obscura“. Seine Werke finden sich in Museen und Galerien sowie privaten Sammlungen in ganz Europa und haben ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. Zum Projekt „Intérieurs“ ist ein Buch erschienen, die nächste Ausstellung (mit Signierstunde zur Vernissage) findet in der Stuttgarter Galerie f75 vom 21.6. bis 27.7. statt.

Marcus Schwier, Intérieurs, Kerber Verlag, ISBN: 978- 3-86678-601-1, 34,90 Euro

Auszug aus dem Magazin: PHOTOGRAPHIE  03 2012

PHOTOGRAPHIE