Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

Stadtmuseum Düsseldorf: 175 Jahre Verein der Düsseldorf Künstler 1844 | Zwischen Hungertuch und Kunstpalast

8.9.2019 – 5.1.2020

Berger Allee 2

40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten Di.- So. von 11.00-18.00 Uhr

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

Die Ausstellung 175 Jahre Verein der Düsseldorfer Künstler 1844 gibt einen Überblick über die lange Geschichte des Vereins und dessen Mitglieder. Marcus Schwier zeigt Schwarz-Weiss-Arbeiten vom Rheinstadion aus dem Jahr 2001.

MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF bei Duesseldorf Photo

Architektenkammer NRW, Haus der Architekten

17. Februar 2018 bis 30. April 2018

Zollhof 1  | 40221 Düsseldorf

Künstlergespräche:

Dienstag 20.02.2018 um 18.00 Uhr

Dienstag 10.04.2018 um 18.00 Uhr

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

MARCUS SCHWIER: DUESSELDORF
Rheinstadion 2001, Photo Marcus Schwier

 

Vom 16.02. – 25.02.2018 findet erstmals Duesseldorf Photo statt. An dem neuen Festival unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Geisel sind neben dem veranstaltenden NRW-Forum u.a. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K21, die Düsseldorfer Kunstakademie, KAI10, Haus der Architekten beteiligt. Das Event ist bereits als einer der größten Fotofestival Deutschlands angekündigt. Marcus Schwier zeigt hier aus seiner Serie von Stadtportraits: MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF

Eine Stadt ist ein lebender Organismus, der einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Oftmals geschieht dieser – wie beim Menschen auch – kaum merklich. Und erst, wenn man mit einigen Jahren Abstand erneut zusammentrifft, treten Unterschiede zu früheren Altersstufen deutlich hervor.

Der Fotokünstler Marcus Schwier, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, ist bekannt für seine Architekturaufnahmen in Metropolen auf der ganzen Welt. Seine Werke sind regelmäßig in Ausstellungen und Architekturfachzeitschriften zu sehen. Die Verortung, das Ortspezifische, Heimat und Zugehörigkeit sind für Schwier neben dem Raum konstitutive Komponenten seiner Arbeit. Die Reduktion auf das Wesentliche kennzeichnet immer wieder auch die Serien, die Marcus Schwier in seiner Geburtsstadt Düsseldorf angefertigt hat – und die er thematisch oftmals an anderen Orten fortführt.

In seiner Ausstellung MARCUS SCHWIER: DÜSSELDORF stellt der Künstler Fotoreihen zusammen, die – in der Rückschau – wichtige Entwicklungsschritte der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zeigen. Zugleich präsentiert Marcus Schwier neue Werke, die eigens für die Ausstellung im Haus der Architekten entstanden sind. Die Bilder künden in gleicher Weise vom Verschwinden (Studienhaus, Rheinstadion) wie vom Werden. Sie zeigen Momentaufnahmen des urbanen Wandels einer Großstadt, die zugleich Zeitreise und in der Zusammenschau Zeitraffer sind. Zu sehen ist das Kaleidoskop einer Stadt.

Die Rheinische Post berichtet am 20.02.2018 | Lothar Schröder

Das also ist unsere Stadt Düsseldorf. Die Schau von Marcus Schwier in der Architektenkammer ist ein spannendes, irritierendes, unvollkommenes Porträt von Düsseldorf.

Diese Fotos sei nicht mit Hilfe einer Drohne entstanden, so Marcus Schwier. Unaufgefordert sagt er das. Weil bei extremen Vogelperspektive heute jeder gleich an diese surrenden Fluggeräte denkt. Wie aber sonst gerieten die Sonnenhungrigen auf den Rheinwiesen Düsseldorfs in das waghalsige senkrechte Blickfeld des Fotografen? Ganz einfach (oder eben auch nicht so einfach): Mit der Hilfe eines zehn Meter messenden Hochstativs. Eigentlich wollte Schwier Liegende nur eine Woche porträtieren. Dann ist daraus ein ganzer Sommer geworden, der Sommer 2010, in dem die Serie „roundabout straight ahead“ entstand.

Diese Bilder, auf kleinen Podesten ruhend und darum praktisch auf dem Boden liegend, sind das Entrée zur neuen Ausstellung, die ganz einfach so heißt, wie das, was sie zeigt: „Düsseldorf“. Dass die Architektenkammer NRW im Medienhafen eigentlich nicht als Ausstellungshaus konzipiert ist, wird diesmal zum Glücksfall. Denn die hohe, über vier Stockwerke reichende Betonwand im Atrium erweist sich als grandiose Präsentationsfläche. Mit Hilfe von Fassadenkletterern hat Schwier eine gelungene Komposition gefunden: am Boden die Rheinwiesen-Lieger, dann zwei mächtige Bilder des alten Rheinstadions von 2001. Natürlich ist die weite Arena-Schüssel imposant. Der besondere Effekt aber entsteht durch den Infrarot-Film. Ein gleißendes Licht flutet die Arena, und obwohl diese menschenleer ist, scheint der Glanz einstiger Erfolge sichtbar zu werden. An diesem leeren Ort wurde gefeiert und gelitten, gejubelt und getrauert. Noch einmal erinnert dieser Glanz an eine große Vergangenheit, und kündet doch von einer endlichen Zukunft. Wer will, kann in diesen Bildern so etwas wie eine existenzielle Einsamkeit erfahren.

Der Treppengang durchs Haus wird zu einem Weg aufs Dach der Stadt – bis schließlich vom Dreischeibenhaus Blicke auf die Innenstadt fallen, ins dunstige Licht und auf eine Bebauung, die diffus am Horizont im Nichts endet. Eine markante Hochhausbebauung scheint zu fehlen. Stattdessen sieht man den Tausenfüßler da unten, der sich wie eine elegante Schlange seinen Weg zwischen den Häusern zu suchen scheint.

Die Fotos sind über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten entstanden. Sowohl für eine vitale Stadt als auch für die Entwicklung der Fotografie und unserer Wahrnehmung sind das Welten. Alles ist im Wandel, viel in Bewegung. Erinnerung an das, was man Beständigkeit nennen könnte, sind die Fenster-Bilder von Schloss Benrath, die den Besucher auf jeden Treppenabsatz begrüßen. Fast wie ein Gemälde, ein wenig Klassik. Ein zeitloser Trost.

Marcus Schwier ist für diese künstlerische Dokumentation der Stadt ein vielfach Prädestinierter: Er ist 1964 in Düsseldorf geboren, hat dort zunächst Architektur und schließlich bei Ernst Kasper und Erwin Heerich auch an der Kunstakademie studiert. Er bringt neben der Vertrautheit zur Stadt also zwei wichtige Eigenschaften mit: den Blick für die Bedeutung eines Bauwerks und die Freiheit, darin mehr zu sehen als Architektur.

Die Liegenden auf den Rheinwiesen wirken da wie Fremdkörper – aber nur auf den ersten Blick. Denn irgendwann erkennt man, wie geometrisch die verschiedenen Decken zueinander liegen, welche Anordnungen auf den Liegewiesen oft gestaltet werden. Wie Grundrisse von Wohnungen sieht das aus, so Schwier. Dort die Alten, da die Kinder, daneben die Verpflegungstaschen undsoweiter. Die Architektur der Stadt findet sich überall dort, wohin man sieht. Vielleicht, weil wir nach Strukturen suchen und streben. Marcus Schwier hat für uns ungewöhnliche und unerwartete entdeckt.

Wer darum nicht diese sehr ans Herz gelegte Foto-Ausstellung besucht, muss krank, im Urlaub oder Kölner sein.