MARCUS SCHWIER PHOTOGRAPHY

4. Februar bis 26. März 2017

Schloss Benrath

Benrather Schlossallee 100-106

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr

Künstlergespräch: 19.2.2017 um 15.00Uhr

Nacht der Museen: Samstag 25. März 2017 um 19.00 – 02.00 Uhr

Schloss Benrath Duesseldorf Photo Weekend
MARCUS SCHWIER PHOTOGRAPHY
Schloss Benrath Duesseldorf Photo Weekend
MARCUS SCHWIER PHOTOGRAPHY

Flyer_Schwier

Einführung durch Prof. Dr. Stefan Schweizer

„Mit Marcus Schwier stellen wir einen Fotografen aus, der seit zwei Jahren eng mit der Stiftung verbunden ist. Seine ersten Benrath-Aufnahmen fanden Eingang in den Katalog der Ausstellung Sehenswert 2015, ehe er sehr detailliert die gesamte Schloss und Park-Anlage über ein Jahr lang für unser im Herbst bei Hatje-Cantz erschienenes Buch zu Schloss und Park fotografierte. Im Zuge dessen konnten wir auch die Vielfalt des fotografischen Oeuvres von Marcus Schwier studieren und Schritt für Schritt entwickelte sich die Idee zu dieser Ausstellung.

Wenn der Titel schlicht Photography lautet, dann ist das nicht großspurig gemeint, aber generalistisch ganz bestimmt, denn Schwier widmete sich nicht nur einer großen Bandbreite an Themen, von Architektur- und Landschaftsfotografie, mit einer gewissen Neigung zu Interieurs und kultivierten Landschaften, bis zur Ausstellungs- und Messefotografie und der Arbeit mit Langstativen, sondern reflektiert dabei immer auch den Status von Fotografie als bildkünstlerischem Verfahren. Müßig zu erwähnen, dass der technische Standard hoch ist – von Klein-, über Mittel bis Großformatfotografie, von analog bis elektrisch; für die Firma Voigtländer posierte er gar als Posterboy, wenn ich das so sagen darf.

Von Anfang an hieß es, eine Auswahl an Themenkomplexen bilden und so haben wir uns auf fünf Serien konzentriert, die zum Teil auch mit Themen unserer Häuser – insbesondere der Geschichte von Garten- und Landschaftskultur korrelieren. In der Regel definiert die künstlerische Serie Themen gleichsam durch, versucht sie in ihrer Vielfalt zu erfassen und dabei zugleich das Typische herauszuschälen. So beschäftigt sich Schwier in der Serie GREENHOUSE / AGRICULTURE mit Gewächshäusern, also einer Art Hybridarchitektur an der Grenze von Natur und Kultur. Dient Architektur ganz grundlegend der menschlichen Behausung, so stellt man seit ca. 500 Jahren Pflanzenbehausungen her, für Pflanzen im übrigen, die dieser Häuser gar nicht bedürfen. Notwendig werden sie erst, wenn man Natur außer Kraft setzt, was einerseits heißt, Pflanzen in Klimazonen zu kultivieren, in denen sie eigentlich nicht wachsen, und andererseits, wenn man mit ihnen die Jahreszeiten überbrücken und damit die Vegetationsphasen manipulieren will. Wem das zu stark klingt, der mag etwa die Stadtbäckerei in Benrath besuchen, die in dieser Woche Rhabarber-Erdbeerschnitten im Angebot hatte – Anfang Februar! Wir sind längst mit Konzepten des ökologischen Fußabdrucks oder der Ökobilanz vertraut, wir wissen eigentlich, was es heißt, im Winter Spargel zu essen oder in Düsseldorf frische Austern zu bestellen. Diese Problematik unseres permanenten Selbstbetrugs verdichtet Schwier in seinen Fotografien: Salatköpfe in Glashäusern in Reih- und Glied gesetzt, Folienlandschaften, künstliche Bewässerung, die Wasserknappheit an anderer Stelle hervorruft. Das Gewächshaus stilisiert er zum Leitbild der industrialisierten Landwirtschaft, unseres Versagens, uns tatsächlich nachhaltig zu ernähren.

Auch die überwiegend in Nord- und Südamerika entstandene Serie zielt auf das Typische, wobei wir uns manchmal fragen, wie entsteht eigentlich ein Eindruck des Typischen: Der Eindruck eines Ortes wird ganz maßgeblich von unseren Lichteindrücken bestimmt, ein Umstand, der durch die Erfahrung von Dunkelheit noch einmal verstärkt wird. Die Vielfalt spezifischer Beleuchtungen ist unendlich: Wer denkt bei Belgien nicht an die des Nachts fahlgelb beleuchteten Autobahnen, wer vergisst jemals das Erlebnis weißer Nächte in Skandinavien oder die hell erleuchtet Skyline Manhattans? Marcus Schwier ergründet dieses Potential seit Jahren in seinen auch fototechnisch herausfordernden Nachtaufnahmen. Seine Fotografien verweisen auf das eigentliches Thema der NIGHSHOTS: das Verhältnis von Licht und Raum. Schwier setzt die jeweilige Lichtsituation ein, um Licht als eine Räume auf das Wesentliche reduzierende Instanz zu charakterisieren. Die Künstlichkeit der Aufnahmesituation verändert das Bewusstsein für die Umgebung, so dass oft der Eindruck einer Inszenierung entsteht, von verwaisten Drehorten oder gar von Bühneninszenierungen.

Licht ist auch ein maßgeblicher Faktor für die Interieurserien. Schwier interessierte sich bereits am Beginn seiner Laufbahn für Interieurs, für die er in jüngster Zeit gefeiert wurde – ich erinnere an die in Nürnberg und Düsseldorf im letzten Jahr gezeigte Ausstellung Interieurs. Am Beginn standen Aufnahmen im Inneren der ehrwürdigen Düsseldorfer Kunstakademie. Die fotografische Erschließung von Fluren, Treppen und Räumen bildete nicht nur eine erste fotografische Selbstvergewisserung, sondern operierte ausschließlich mit Tageslicht und dessen gestalterischer Kraft. Später entstehen daraus regelrechte fotografische Gebäudeabwicklungen.

Von Beginn an interessiert Schwier besonders die klassische Moderne – von Mies van der Rohe über Le Corbusier bis hin zu Oscar Niemeyer: Weiße Wände, spröde Materialien, funktionales Design und ineinander fließende Räume. Sein Blick ergründet großräumliche Konstellationen ebenso wie Details – Handläufe, Fensteröffnungen, Wandecken, Lampen.

Von der Architektur weg führen schließlich zwei Serien, die formal große Ähnlichkeit besitzen, sich aber in ihrer Brisanz nicht deutlicher voneinander unterscheiden könnten: Beide Komplexe ROUNDABOUT & STRAIGHT AHEAD sowie CTRL-Space entstanden mit Langstativen bis zu 6 Metern Höhe

Der widersprüchliche Titel ROUNDABOUT & STRAIGHT AHEAD verweist schon auf das Thema räumlicher Konfigurationen. Entstanden 2010 an mehreren Wochenenden auf den Düsseldorfer Rheinweisen und am Rheinstrand, trat Schwier zunächst mit den sich dort sonnenden oder irgendwie relexanden Personen in Kontakt und fragte, ob er sie fotografieren dürfe. In der Regel gaben sie ihr Einverständnis und so konnten sie von oben so aufgenommen werden, wie sie sich zum Sonnen, Spielen, Unterhalten und Lesen auf die Wiesen platziert hatten.

Zunächst verstört die ungewohnte und die Intimsphäre scheinbar übertretende Aufsicht. In der Tat eröffnet Schwier dem Voyerismus des Betrachters eine neue Welt. Inmitten des öffentlichen Raums fängt er tatsächlich einen privaten Bereich ein, dessen Grenzen Fahrräder, achtlos platzierte Schuhe und andere Gegenstände rund um die Liegefläche aus Decken und Badetüchern eingrenzen. In der Selbstkonfiguration separieren sich Paare untereinander oder von begleitenden Singles. In den Arrangements ganzer Familien vermag man sogar  die Struktur einer Wohnungseinteilung erkennen. Schwiers Aufnahmen legen soziale Strukturen offen, sie zeigen, wie Privatsphäre inmitten des öffentlichen Raums entsteht, die man nur in der Vereinzelung wahrnimmt. Dieser gleichsam soziologische Blick – man denkt unwillkürlich an die Feinen Unterschiede Pierre Bourdieus, der nachwies, wie sich ästhetische und stilistische Präferenzen entlang von Klassen- und Schichtengrenzen, d.h. als Resultat von sozioökonomischem Status bilden.

In der abschließend gezeigten Serie CTRL-Space werden Werke präsentiert, die aus ähnlicher Perspektive aufgenommen, ein weit weniger heiteres Problem thematisieren. Die Stativhöhe verweist nun auf die mittlerweile allgegenwärtigen Videokameras an deren Blickpunkte sie sich orientieren und thematisiert damit fotografisch das mittels Überwachungstechnik generierte Bild der Welt.

Die Aufnahmehöhe von circa sechs Metern könnte uns ja vertraut vorkommen, wenn wir uns aufmerksamer im öffentlichen Raum bewegen würden. Schwiers Referenz ist nämlich die übliche Position von Überwachungskameras. Sie sind so allgegenwärtig, wie die von Schwier fotografierten Aufnahmen beiläufig erscheinen. Die Simulation der Überwachung durch den Fotografen ermöglicht es den Betrachtern, einer Situation gewahr zu werden, der sie täglich ausgeliefert sind. Der öffentliche Raum, dies veranschaulichen die Fotografien von urbanen Brennpunkten, ist heute der visuell überwachte Raum. Schwiers kunstvolle Beiläufigkeit wirft zudem Fragen auf. Bilder werden für Betrachter produziert. Was aber geschieht mit den Millionen von Bildern und Sequenzen aus den Überwachungskameras? Wer bekommt sie unter welchen Umständen zu sehen? Marcus Schwier thematisiert mit seiner Serie nicht weniger als das fotografisch mittels Überwachungstechnik generierte Bild unserer Welt.“

Schloss Benrath zeigt Marcus Schwier im Rahmen des Duesseldorf Photo Weekend 2017.

Marcus Schwier. Photography im Schloss Benrath
Duesseldorf Photo Weekend
Duesseldorf Photo Weekend
Duesseldorf Photo Weekend
MARCUS SCHWIER. PHOTOGRAPHY im Schloss Benrath
Düsseldorf Photo Weekend

Die Stiftung Schloss und Park Benrath präsentiert vom 5. Februar – 26. März Arbeiten des Fotografen Marcus Schwier.

Marcus Schwier gilt als einer der wichtigsten Vertreter zeitgenössischer Fotografie aus Deutschland. Sein facettenreiches Werk umfasst Serien aus den Bereichen Architektur- und Landschaftsfotografie. Zu den ausgestellten Themenblöcken zählt u.a. eine Serie mit Nachtaufnahmen aus nord- und südamerikanischen Städten, in der Schwier kunstvoll Lichträume inszeniert. Eine weitere Serie thematisiert das Gewächshaus als Leitbild einer industrialisierten Landwirtschaft. Zwei Werkkomplexe beruhen auf dem Einsatz eines Langstativs, das voyeuristische Bilder von Personen ebenso ermöglicht, wie es das durch Überwachungstechnik generierte Bild der Welt reflektiert.

Artikel über meine Ausstellungen:

www.photographie.de,

www.docphotomagazine.com

Duesseldorf Photo Weekend, 3. – 5. Februar 2017.

Beteiligt sind bei der 6.Edition über 50 Galerien Galerien, Museen, Institutionen. Nach dem großen Erfolg der letzten Jahre ist das Duesseldorf Photo Weekend zu einem beliebten Bestandteil der Kunst- und Kulturszene Düsseldorfs geworden und findet auch international viel Beachtung.

Duesseldorf Photo WeekendDuesseldorf Photo Weekend

Marcus Schwier. Photography

Schloss Benrath

5. Februar bis 12. März 2017

Ausstellungseröffnung: Samstag, 4. Februar 2017, 15.00 Uhr

Die Stiftung Schloss und Park Benrath präsentiert fünf Werkkomplexe des Düsseldorfer Fotografen Marcus Schwier. Das mittlerweile umfangreiche und facettenreiche Werk Schwiers besteht aus mehr oder weniger in sich abgeschlossenen Serien aus den größeren Bereichen Architektur-, People- und Landschaftsfotografie. Innerhalb der einzelnen Themenblöcke widmet sich eine Serie u.a. Nachtaufnahmen aus nord- und südamerikanischen Städten (NIGHTSHOTS), in der die raumbildende Wirkung von Licht zum Thema gemacht wird. Die künstliche Beleuchtung hinterlässt zudem oft den Eindruck einer künstlichen Einrichtung als verwaister Drehort oder Bühne.

In der Serie GREENHOUSE / AGRICULTURE wird die menschliche Hervorbringung von heutiger Natur thematisiert. Das Gewächshaus, aus dem ein großer Teil unserer Lebensmittel stammen, stellt dabei eine Art Leitbild dar. Die Industrialisierung der Landwirtschaft ist heute derart flächendeckend, dass von natürlichen saisonalen Prozessen fast schon keine Rede mehr sein kann. Zugleich vermitteln die Fotografien einen anschaulichen Eindruck von den menschlichen Ordnungsvorstellungen gegenüber der Natur.

Während die Arbeiten unter dem Titel ROUNDABOUT & STRAIGHT AHEAD mit dem Langstativ entstanden und aus dieser zunächst fremd wirkenden Perspektive überraschende wie heitere Blicke auf sich sonnende Menschen freigeben, widmet sich CTRL-Space aus ähnlicher Perspektive einem ernsten Thema. Die Stativhöhe verweist nun auf die mittlerweile allgegenwärtigen Videokameras und thematisiert damit fotografisch das mittels Überwachungstechnik generierte Bild der Welt.

Schließlich beschäftigen sich die INTERIEURS mit der fotografischen Abwicklung komplexer Bauwerke der Moderne. Zuweilen vollziehen die Serien einen Gang durch Gebäude nach und spiegeln damit die architektonische Dynamik der Räume in der fotografischen Bewegung durch Architektur.

Hatje Cantz Verlag: Schloss und Park Benrath – Fotografien von Marcus Schwier

Schloss und Park Benrath im Hatje Cantz VerlagSchloss und Park Benrath im Hatje Cantz Verlag

Hatje Cantz Verlag

Deutsch, Englisch

2016. 128 Seiten, 74 Abb.

21,80 x 28,70 cm
gebunden

ISBN 978-3-7757-4177-4

Wie kaum eine andere Anlage verbindet das Ensemble von Schloss und Park Benrath scheinbare Gegensätze zu einer harmonischen Einheit. 1770 nach Plänen von Nicolas de Pigage fertiggestellt, fließen hier Architektur und Landschaft ineinander, ergänzen und bereichern sich wechselseitig. Schloss- und Gartenanlage stehen nicht nur unter Denkmalschutz, der Park ist zudem als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Stiftung Schloss und Park Benrath hat sich dem Erhalt dieser einzigartigen Symbiose verschrieben. Die prachtvollen Bilder des Architekturfotografen Marcus Schwier laden den Leser zu einem außergewöhnlichen Spaziergang durch Raum und Zeit ein.

The Benrath Palace and Park ensemble harmoniously unites apparent opposites. Completed in 1770 according to plans drawn up by Nicolas de Pigage, architecture and landscape merge, complementing and enhancing one another. And so it is not surprising that the palace and gardens not only have landmark status, but that the park has also been declared a nature sanctuary.  Texts and magnificent pictures by the architectural photographer Marcus Schwier take readers on an extraordinary stroll through space and time.

Neuer Bildband zu Schloss und Park Benrath

Vielfach wird das Schloss in Benrath am Tag fotografiert. Wer sich aber einen professionellen Bildband mit Texten rund um die Geschichte des Schlosses ins Regal stellen möchte, für den hat die Stiftung Schloss und Park Benrath nun einen neuen Bildband herausgegeben. Darin finden sich Aufnahmen des Düsseldorfer Fotografen Marcus Schwier, die ein neues Licht auf das Bau- und Gartenensemble werfen. Zudem widmen sich in dem Band 14 Autoren mit deutschen und englischen Texten der wechselvollen Geschichte der barocken Anlage und stellen die Arbeit der Stiftung vor. Daneben thematisieren die Autoren im Buch aber auch die Literaturgeschichte des Ortes, die Geschichte der Staatsempfänge am Schloss sowie denkmalpflegerische Aspekte.Ermöglicht wurde die Publikation durch die Unterstützung der Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath sowie der Roland-Weber-Stiftung. Die Stiftung ist vom Erfolg des neuen Bandes überzeugt. „Wir verzeichnen seit Jahren eine große Nachfrage nach Publikationen dieser Art“, sagt der kaufmännische Vorstand der Stiftung, Nicolas Maas. Mit diesem Band könne diese Nachfrage nun befriedigt werden. Das Buch ist im Museumsshop, als auch im Buchhandel erhältlich und kostet 24,80 Euro.

Quelle: Rheinische Post 18.08.16